Witten, Kapelle der Katholisch Apostolischen Gemeinde Witten (2018)

 

Entstehung der Fenster in der Werkstatt:

 

Die Fensterentwürfe berücksichtigen den Vorschlag der Gemeinde, mittels ornamentaler Gestaltung eine Richtung anzudeuten, die von der Seite zur Mitte und in der Mitte in die Höhe weist. Beide Fenstergruppen (Schiff- und Chorfenster) verfolgen den gleichen minimalistischen grafischen Aufbau. Durch Hervorheben bestimmter Formen entsteht der gewünschte Charakter.

 

Ein Rechteckraster bildet die Basis. Das gleiche Raster wird noch einmal darüber geblendet, jeweils vertikal und horizontal um ein halbes Raster verschoben und dann teilweise wieder aufgelöst. Im Neigungswinkel von 10° verlaufen weitere Linien über die Ebenen. Ansatzpunkt der ersten Diagonalen ist die linke untere Ecke (der Punkt liegt außerhalb der Bildzone). Alle folgenden Linien verlaufen parallel im gleichen Abstand des Rechteckrasters. Durch dieses System entstehen Kreuzungspunkte auf leicht unterschiedlichen Höhen mit dem Resultat einer zusätzlichen unterschwelligen Dynamik.

 

Es wird vorgeschlagen, die Fensterflächen möglichst großteilig auszuführen und über Malereiebenen fein zu nuancieren. Vorgesehen sind nahezu flächige Mattierungsstufen. Partielle transparente Öffnungen innerhalb der Linienabfolge beleben die Flächen und bewirken eine gewisse optische Tiefenwirkung und ein Wechselspiel mit den kontrastierenden grafischen Elementen. Im Gegensatz zum direkten Streulicht der vorhandenen Bleiverglasungen aus einfachem Ornamentglas sorgen die mehrschichtig bearbeiteten neuen Gläser für ein mildes und diffuses Licht im Kapellenraum. Das gefilterte Licht führt zu einer ruhigen und besinnlichen Gesamtstimmung mit einzelnen spannungsreichen, aktivierenden Akzenten.

 

Die Fassung der Schifffenster erfolgt über goldgelbe Diagonalbänder, die über weiße Grundflächen wandern. Durch den hellen Fond dringt viel Helligkeit in den Kapellenraum. Die liturgische Bedeutung im architektonisch hervorgehobenen Altarraum wird durch Steigerung der Farbigkeit zusätzlich betont. Farbige Bänder der Schifffenster werden in Weiß umgewandelt und weisen hier auf goldgelbem Grund nach oben.

 

Die Medaillons mit symbolischen Darstellungen werden nach Vorgabe jeweils im oberen Bogenfeld angeordnet. Wie der ornamentale Hintergrund auch, sind die Medaillons aktuell nur skizzenhaft angelegt und werden bei einer Ausführung konkretisiert. Das Konzept sieht vor, die Symbolbilder auf separaten kreisrunden Scheiben (Durchmesser ca. 45 cm) mit etwas Abstand vor die Grundverglasung zu montieren, sodass der Linienverlauf der ornamentalen Flächen partiell erahnbar bleibt. Die dem Raum zugewandten Bilder werden dabei nicht gestört. Das Prinzip der geschichteten Gestaltungsebenen findet so eine konsequente Fortsetzung und tritt gleichsam in einen Dialog mit dem gestaffelten architektonischen Raum.

 

Spezielle schlanke Metallhalter werden an der jeweils oberen Quersprosse befestigt und weiter nach oben geführt. Sie sorgen für eine sichere Punkthalterung der vorgesetzten Medaillonscheiben. Durch die geschliffenen und polierten Glaskanten wirken die 10 mm starken Vorsatzgläser auf eine besondere Weise erhaben, leicht und elegant. Zusätzlich korrespondieren sie mit den schmalen blanken Linien der Hintergrundgestaltung.

 

Begleitet von einem farbigen Randstreifen klingt das Grundornament im Sakristeifenster in reduzierter Form noch einmal an.

 

  


Fenster im Kapellenschiff (Ostseite)

 


Computersimulation

 


Fenster im Chor (Südseite)

 


Computersimulation

 


Fenster in der Sakristei