Paderborn, Kath. Kirche St. Laurentius - Entwürfe für die 8 Sakristeifenster 

 

Für die 8 Sakristeifenster wird ein Basismuster entwickelt und als Modul seriell eingesetzt. Durch horizontale und vertikale Drehung sowie Überlagerung formgleicher Muster in unterschiedlicher Ausrichtung entstehen einzelne individuelle Ansichten, die in der Gesamtwirkung das Spiel mit der Lineatur thematisieren. Es wird ein Fortgang, eine Veränderung angedeutet, die vielleicht an bewegtes Wasser denken lässt, oder an einen Gegenstand, der auf einer Wasseroberfläche auf und ab wandert – als Bezug zur Fischähnlichen Form des Kirchenhauses. In der Außenansicht orientiert sich die scheinbare Bewegung an der zum Altarraum aufsteigenden Architektur.

 

Eine Abfolge von horizontalen, abwechselnd farbigen und transparenten Linien bildet den Ausgangspunkt für das Basismuster. Das Linienfeld wird nun in drei Segmente gegliedert. Im Zentrum verbleibt die Horizontale. Links und rechts davon werden die Linien einmal um 5° und um 10° gekippt. Dadurch entsteht eine minimalistische Dynamik, eine gewisse Geste, die durch das nuancenreiche Kolorit noch unterstützt wird.

 

Die farbigen Linienfelder werden außen von weißen, halbopaken Linien überlagert. Hier sind es durchlaufende Linien, ebenfalls mal horizontal, mal um 5° und mal um 10° gekippt. In der Gesamtansicht kann der Betrachter dadurch ein differenziertes Spiel des Lichts, ein Changieren der Oberflächen von glänzend, reflektierend und matt wahrnehmen. Beim Umschreiten des Kirchenhauses wird dies besonders erlebbar. Das wandernde Band entsteht durch partielle Auslassung der matten Linien. An diesen Stellen tritt die Farbigkeit, in Analogie zum Kupfergrün der Türen des Paderborner Künstlers Josef Thomas Brinkschröder und kontrastierend zum rotbräunlichen Klinker deutlicher in Erscheinung. Die Gestaltung der zwei Ebenen könnte ein metaphorisches Bild für die Taufe aus Wasser und Geist darstellen.

 

Ähnlich wie in den Hauptfenstern von Richard Sehrbrock und den kleinen Kapellenfenstern von Franz Pauli beleben lineare Strukturen die Glasoberflächen der Sakristeifenster. Jedoch sind es keine Bleiruten, die einzelne Gläser zusammenhalten, sondern jeweils auf einer Glasscheibe aufgebrachte Farblinien, die bei ca. 600° C in das Glas dauerhaft eingebrannt werden und auch für eine Gliederung nach außen sorgen. Weiße Linien, die durch partielle Ätzung der Oberflächen entstehen, ergänzen vor allem das äußere Erscheinungsbild. 

 


Außenansicht der 8 Fenster in der Sakristei

 


Aufbau Glasgestaltung Außenansicht:

 

Rahmung und Hintergrund

(Grauanlauf = Transparenz)

Keramischer Digitaldruck (Ebene 2 oder 3) innerhalb der VSG-Scheibe

Ätzung/Mattierung auf der Außenscheibe (Ebene 4)

Farbe und Mattierung in der Überlagerung



 

Innen bestimmt die ruhige aber nuanciert changierende Farbigkeit zu 50% die Bildfläche. Die Farben sind opalisierend bis Opak und werden immer wieder von transparenten Linien durchbrochen. So bleibt der Raum hell. Bei Sonnenlicht führt dies zu einer schönen Licht-Schattenwirkung im Innenraum. Die matten geätzten Linien auf der zweiten, äußeren Ebene beleben in erster Linie das Außenbild, sorgen zudem für eine gewisse Intimität im Raum der Sakristei. Insgesamt soll sich die minimalistische und einfache Gestaltung in den klaren Charakter der Architektur einfügen.

 

Innenansicht der 8 Sakristeifenster

 


 

Aufbau Glasgestaltung Innenansicht:

 

Rahmung und Hintergrund

(Himmel = Transparenz)

Ätzung/Mattierung auf der Außenscheibe (Ebene 4)

Keramischer Digitaldruck (Ebene 2 oder 3) innerhalb der VSG-Scheibe

Farbe und Mattierung in der Überlagerung



 

Außenansicht Türoberlicht in der Sakristei

 

Entwurf für das Türoberlicht - B (Farbfassung)

 

Der Entwurf führt die Gestaltung der Sakristeifenster fort. Die Farbebene mit Türkisgrün und Blau knüpft direkt am ersten Sakristeifenster an und spannt sich über die gesamte Fläche. Die Anordnung des mattweißen Lineaments folgt den angedeuteten Bewegungsabläufen aus den Sakristeifenstern. Dort sind die mattweißen Lineamente 3 mal horizontal, 3 mal diagonal von unten links nach oben rechts und 2 mal von oben links nach unten rechts angeordnet. Das Oberlicht fungiert quasi als logische Konsequenz und Weiterführung und als ergänzendes rhythmisierendes Element. 

Türoberlicht Variante 1
Türoberlicht Variante 1

 

Darüber hinaus sind folgende Varianten möglich:

Türoberlicht Variante 2
Türoberlicht Variante 2
Türoberlicht Variante 3
Türoberlicht Variante 3
Türoberlicht Variante 4
Türoberlicht Variante 4
Türoberlicht Variante 5
Türoberlicht Variante 5
Türoberlicht Variante 6
Türoberlicht Variante 6

     

     

Türoberlicht Variante 1 (Simulation)
Türoberlicht Variante 1 (Simulation)


Entwurf für das Türoberlicht - A (monochrom)

 

Das querrechteckige Glas über dem Türfeld von Brinkschröder zeigt eine horizontale Linienabfolge mit stillem Zentrum. Konträr dazu werden die seitlichen Bereiche in einem rhythmisierenden Wechselspiel aus Öffnen und Schließen von kleinen quadratischen Formen vertikal durchdrungen. Dabei scheinen sich die Formen mal aufwärts und mal nach unten zu bewegen – Himmel und Erde verbindend. Inspiration waren die gleichmäßigen Strukturen der Wände im Kirchenraum.

  

Die Eingangszone bleibt hell. Weder Farbigkeit noch das Motiv des wandernden Bandes werden hier wiederholt. Allein die Gliederung der abwechselnd transparenten und mattweißen Streifen fungiert als verbindendes Element zu den 8 Sakristeifenstern. Das so gestaltete Türoberlicht über dem Eingangsbereich fügt sich so mit einer ganz eigenen Wirkung harmonisch in das Gestaltungsprogramm ein.